23. Februar – 7. März 2014 – Nach einem langen und anstrengenden Radtag freuten wir uns darauf, am nächsten Morgen mal wieder auszuschlafen. Die Wettervorhersage war schlecht und wir glaubten an einen bevorstehenden Ruhetag. Pustekuchen! Um 8 Uhr schien die Sonne auf unser Zelt und Lena saß bereits beim Frühstück, da sie natürlich weiterfahren wollte. Da mussten wir natürlich mithalten, blauer Himmel, Sonnenschein, diese Blöße konnten wir uns nicht geben. Vor allem, weil es hier in Haast auch nichts zu tun oder besichtigen gab.
Das Radeln fiel uns heute schwer. Hügelige Landschaft mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund, aber selbst bei den kleinsten Steigungen brannten unsere Oberschenkel wie Feuer. Nach ca. 50km und kurz vor einer richtigen Steigung entdeckten wir einen kleinen Campingplatz. Wir blieben, obwohl Lena tapfer weiterfuhr.
Und am nächsten Tag waren wir froh über unsere Entscheidung: nach ca. 4km sollten wir den für uns bisher steilsten Berg hochradeln und zwar ganze drei Kilometer lang. Wir schafften die Steigungen gerade noch so, ohne abzusteigen, aber mussten oft anhalten. Wie immer wurden wir belohnt: dieses mal nicht nur mit tollen Ausblicken und einzigartigen Landschaften, sondern auch mit einem Restaurant auf der anderen Seite des Passes mit leckerem Mittagsbuffet und Portionen, die uns immer hungrigen Radlern sehr entgegenkamen.
Der Nachmittag war absolut großartig, atemberaubend, einfach traumhaft, eigentlich fehlen mir hier die Worte. Ein starker Rückenwind blies uns über die Hügel bis nach Wanaka. Wir fuhren an zwei smaragdblauen Seen entlang, trafen später Lena wieder und freuten uns über einen so genialen Tag.
In Wanaka haben wir uns einen Tag ausgeruht, da wir am nächsten Tag wieder eine Pass überqueren mussten. Dieses Mal ging es über die höchste Passstraße Neuseelands auf 1078m hoch nach Queenstown, der Party-Hauptstadt. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber auch dieses Mal waren die Landschaften einfach unglaublich und jeden einzelnen Schweißtropfen wert, den wir auf dieser Strecke verloren haben. Mittlerweile sind wir wirklich fit und kaum ein Berg kann uns mehr abschrecken. Zum Glück, denn vor uns liegen noch sehr viele solcher Herausforderungen.
Da wir ja eher die Langweiler sind und ja auch schon mittelalt, haben wir in Queenstown nicht gefeiert sondern geruht. Die nächste Herausforderung lag bereits vor uns: eine Radtour durch eine ’Herr der Ringe’ Landschaft. Um dorthin zu gelangen, mussten wir ein altes Dampfboot über den See nehmen. Das Boot fuhr mehrmals täglich, aber wir wollten das erste Boot um 10 Uhr nehmen. Um 6.30 Uhr sind wir also aufgestanden, haben geduscht und um 6.45 Uhr lagen wir wieder in unseren noch warmen Schlafsäcken. Wir waren noch so müde, der Himmel grau und wolkenverhangen und es war saukalt. Also nahmen wir uns das nächste Boot um 12 Uhr vor, so wie Lena. Als wir fertig gefrühstückt und das Zelt gepackt hatten fing es an zu regnen, und zwar in Strömen. Da wir nun schon fertig waren hofften wir, dass es sich nur um Schauer handelte und radelten tapfer zum Hafen, kauften unsere Boottickets und mir ein Paar warme Wollhandschuhe und warteten, dass sich zum einen der Regen lichtete und zum anderen auf das Boot.
Gerade als wir unsere Räder auf’s Boot laden wollten kam der Kapitän auf uns zu, um uns zu warnen: wir müssten zwei Flüsse überqueren, beide ohne Brücken und beide würden im Regen bis auf Hüfthöhe anschwellen. Außerdem gebe es keine Übernachtungsmöglichkeiten und Essen könnten wir auf den nächsten 100km auch nirgends kaufen. Letzteres wußten wir und nach kurzem Hin und Her gemeinsam mit Lena beschlossen wir, weiterzufahren. Schlimmstenfalls müssten wir dann eben vor dem Fluss zelten.
Als wir die andere Seite des Sees erreichten, hatte sich der Himmel aufgeklärt und die Sonne schien. Wer sagt’s denn? Die Berge um uns herum waren mit Neuschnee bedeckt, ein eiskalter Wind blies uns ins Gesicht und es war auch noch eiskalt. Gut, dass ich mir die Handschuhe gekauft hatte! Warm eingepackt fuhren wir drei gemeinsam los, auf einem schmalen, kurvigen Feldweg, zuerst am See entlang und dann durch ein Flusstal und mal wieder über einen kleinen Pass. An diesem Tag sind wir aus mehreren Gründen nicht weit gekommen: erstens sind wir erst um 13.30 Uhr losgefahren; zweitens Gegenwind und schlechte Straße und drittens mussten wir andauernd anhalten, um Fotos zu machen. Schließlich waren wir in einer Gegend, in der Herr der Ringe gedreht wurde.
Lena hatte an diesem Tag schwer zu kämpfen, da ihre kleinen Räder nicht so gut für solche Schotterstraßen geeignet sind und wir warteten auf sie an der ersten Flussüberquerung. Das Wasser war nur knöcheltief, also Schuhe aus und durch – durch eiskaltes Wasser. Kurz danach überquerten wir dann besagten 3km-Pass. Oben blies der Wind noch stärker und da es bereits nach 18 Uhr war, wurde uns klar, dass wir die Strecke bis zum nächsten Campingplatz unmöglich noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen konnten. Wir hielten an einer kleiner Schäferhütte, bauten unser Zelt auf und hatten sogar ein bisschen Schutz vor dem Wind in einer der Hütten. Das war wohl einer unserer schönsten Zeltplätze auf unsere Reise! Wir haben Lena übrigens nicht mehr gesehen und stellten am nächsten Tag fest, dass sie ungefähr 100m vor uns am Fluss anhielt und dort ihr Zelt aufgeschlagen hatte.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns dann zum letzten Mal von Lena, da wir von nun an in verschiedene Richtungen radelten und sie unmöglich nochmals einholen konnten.
Wir befanden uns nun auf dem Weg nach Te Anau und Milford Sounds, den Fjorden Neuseelands um das zu tun, was ein richtiger Pauschal-Tourist so macht: einen Bus nehmen, Boot fahren, den Bus zurück nehmen und das alles mit ungefähr 30 anderen Touristen verschiedener Nationen an einem regnerischen Tag. Die Fjorde waren schön, trotz des Regens, aber der Tag war nicht so schön wie sonst. Dieser Pauschaltourismus ist nichts für uns, wir halten lieber an, wann wir wollen und nicht, wann ein Busfahrer das für richtig hält.
In Invercargill hatten wir wieder eine Warm Showers Übernachtung ‘gebucht’ und damit zwei anstrengende Tage vor uns. Anstrengend, weil wir beide Tage über 100km auf hügeligen Straßen mit Pässen radeln mussten und sehr anstrengend, da wir auch noch gegen den Wind strampelten. Der Gegenwind war insbesondere deswegen so frustrierend, da in unserem Reiseführer stand, dass auf dieser Strecke mit starkem Rückenwind zu rechnen sei! Und ausgerechnet, wenn wir da fahren, bläst er in die andere Richtung. Das passiert wahrscheinlich nur einmal im Jahr….
Nichtsdestotrotz haben wir es bis Invercargill geschafft, wo uns schon ein leckeres warmes Abendessen sowie John, sein Sohn Fergus, Emmy, der Hund und 50 Alpaca-Schafe erwarteten. Andrew, der Schotte, und Jens und Conny aus Deutschland, alle drei auch Radtouristen, zelteten im Garten und wir verbrachten lange und lustige Abende zusammen.
Geradelte Kilometer:
23. Februar, Haast – Pleasant Flat: 48km
24. Februar, Pleasant Flat – Wanaka: 98km
25. Februar, Wanaka Ruhetag
26. Februar, Wanaka – Queenstown: 79km
27. Februar, Queenstown
28. Februar, Queenstown – Mavora: 35km
1. März, Mavora – Te Anau: 93km
2./3. März, Te Anau
4. März, Te Anau – Tuatapere:103km
5. März, Tuatapere – Invercargill: 107km
6./7. March, Invercargill: 24km
Gesamtdistanz: 22.489km, davon 2.343km in Neuseeland