29. Dezember, 2013 – 15. Januar 2014 – Auf dem Weg in die Grampians radelten wir durch einen kleinen Krater. Anstrengendes Radeln mit kurzen, steilen Anstiegen, dafür tollen Aussichten. Wir haben hier unsere ersten wilden Emus gesehen. Auf unserer Weiterreise in Richtung Norden fühlten wir uns zum ersten Mal so richtig wie in Australien, da wir auf langen, geraden und staubigen Straßen fuhren. Links und rechts von uns Grasland, vereinzelt Bauernhöfe, kaum Autos oder LKWs. Wir fühlten uns ein bisschen wie im Outback, wir fühlten uns fern von allem. Das einzige Dorf, das wir an diesem Tag passierten hatte eine Laden, der für so wirklich alles zuständig war: Bank, Post, Snackbar, Bücherei, Bäckerei und Lebensmittelladen. Wir aßen dort unser selbst mitgebrachtes Essen und gönnten uns Cappuccino und Eis dazu. In der Zwischenzeit beobachteten wir die tätowierten und viel zu dicken Einheimischen, die sich hier ihr Mittagessen holten. Der Nachmittag ging weiter wie der Vormittag begann; Grasland, Bauernhöfe, Kühe, Schafe und unbefestigte Straßen. Abends meinte Johan, dass ich nicht viel in mein Tagebuch schreiben müsste außer geradeaus, einmal links und einmal rechts. Obwohl wir wirklich nicht viel Abwechslung hatten gefiel uns die Strecke richtig gut. Ein Gefühl von Einsamkeit und fernab von jeglicher Zivilisation. Viele Australier waren überrascht, aber wenn man ein Jahr im überbevölkerten Asien verbracht hat, ist das glaube ich eher nachvollziehbar.
Und dann waren wir in den Grampians, einem bergigen Nationalpark in toller Umgebung mit vielen Kängurus, Emus auf verkehrslosen Straßen.
Wir haben den Park an einem Tag durchradelt und hatten super Wetter. Blauer Himmel, Schäfchenwolken, kaum Wind und Fliegen. Was will man mehr? Wir waren an Silvester unterwegs und hatten uns fest vorgenommen, dieses Mal zu feiern. Wir sind Essen gegangen und bis ca. 21.15 Uhr vor dem Zelt gesessen. Dann sind uns leider die Augen zugefallen und wir wollten nur noch in unsere Schlafsäcke kriechen. Der Tag war wohl anstrengender als wir dachten, aber da auf unserem Campingplatz eine Party war verpassten wir wenigstens Mitternacht nicht. Mit einer Plastikflasche Wasser haben wir angestoßen und uns ein frohes neues Jahr gewünscht.
Nach den Grampians kamen die Goldfelder. Je mehr wir uns den Goldstädten der 1850er Jahre näherten, desto öfter sprach Johan von seiner bevorstehenden Goldsuche. Er fand eine Broschüre, in der Kurse zur Goldsuche angeboten wurden und hielt mir diese mehrmals täglich vor die Nase. In jedem Dorf fragte er die Leute, wo denn das Gold zu finden sei. Am Ende war der Kurs viel zu teuer und einfach so einen Metalldetektor zu mieten ohne weiter Kenntnisse wäre rausgeschmissenes Geld gewesen. Leider lagen auch keine Goldklumpen am Straßenrand, die wir einfach hätten mitnehmen können und so mussten wir weiter träumen vom großen Goldfund.
Kurz vor Melbourne haben wir bei Ruth und David übernachtet, die beide auch auf Warmshowers zu finden sind. Sie leben mit ihrem Hund Minti in einem wunderschönen Haus mit Blick auf den Werribee Fluss. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, aber uns hat es so gut gefallen, dass wir letztendlich drei Nächte geblieben sind. Wir hatten viel Spaß mit den beiden und den Franzosen Jessica und Alex, die hier als freiwillige Farmarbeiter für einige Monate lebten.
Auf unserem Weg zurück nach Melbourne fuhren wir an einem brennenden Feld vorbei, das von Feuerwehrmännern umgeben war. Sie erzählten uns, dass sie die Felder abfackeln, um das Risiko von Buschbränden zu minimieren. Für die nächste Woche war eine Hitzewelle vorhergesagt.
Feuer sind für uns auch eine ganz neue Erfahrung. Überall stehen Warnschilder, die über die Risiken informieren. Vor einigen Jahren ist ein komplettes Dorf abgebrannt und 70 Einwohner kamen dabei ums Leben, da sie das Feuer von allen Seite eingeschlossen hatte. Im Fernsehen laufen Werbespots, die vor Feuern warnen und ermahnen, die Häuser rechtzeitig zu verlassen. Das macht einem schon Angst, auch vor dem Hintergrund, dass die Hälfte der Feuer von unachtsamen Menschen verursacht werden.
In Melbourne verbrachten wir dann zwei Nächte bei einem sehr netten kanadisch/australischen Paar, verpackten unsere Räder bei Oanh und Nic, haben die halbe vietnamesische Familie Oanhs kennengelernt, haben uns mit einem US/französischen Paar in einer hippen Bar getroffen (wir haben sie auf unserer Reise kennengelernt) und haben dann endlich erschöpft den letzten Teil unserer großen Reise angetreten: Neuseeland!
Geradelte Kilometer:
29. Dezember, Warrnambool – Koroit, 26km
30. Dezember, Koroit – Dunkeld, 93km
31. Dezember, Dunkeld – Halls Gap, 86km
1. Januar, Halls Gap – Ruhetag, 6.5km
2. Januar, Halls Gap – Ararat, 51km
3. Januar, Ararat – Maryborough, 104km
4. Januar, Maryborough – Ruhetag, 6km
5. Januar, Maryborough – Maldon, 82km
6. Januar, Maldon – Castlemaine, 24km
7. Januar, Castlemaine – Daylesford, 53km
8. Januar, Daylesford – Parwan, 69km
9./10. Januar, Parwan, Ruhetag, 16km
11. Januar, Parwan – Altona Beach, 53km
12. Januar, Altona Beach – Williamstown, 20km
13. Januar, Williamstown – Melbourne, 26km
14. Januar, Melbourne, 8km
Gesamtdistanz: 20.174km, davon 2.432km in Australien