Das große Fressen

19. – 24. August 2013 – In weniger als 10 Minuten waren unsere Pässe gestempelt und auf malaysischer Seite haben wir erst einmal zwei große Cheeseburger verdrückt. Da es jetzt ziemlich hügelig wurde und wir uns schon langsam dem Abend näherten, beschlossen wir, uns direkt eine Unterkunft zu suchen.

Hurra, wir sind in Malaysia, Land Nummer 16!

New stamp in our passports

Stolze Besitzerin eines neuen Pass-Stempels

Mit halbvollen Mägen strampelten wir eineinhalb Kilometer in den nächsten Nationalpark, um dort zu campen. Leider war der Park schon geschlossen und erst hier realisierten wir, dass Malaysia in einer anderen Zeitzone liegt, es war bereits eine Stunde später. Ist doch super, dachte ich bei mir, so gewinnen wir eine Stunde Tageslicht am Abend, was Johan mit dem Kommentar ’Frauenlogik’ abstempelte. Ein netter Wachmann öffnete uns eine Toilette, in der wir uns mit dem Wasserschlauch, den die Asiaten normalerweise zum Hintern putzen verwenden, über dem Stehklo waschen konnten. Es gibt sicher appetitlichere Waschplätze, aber wir waren doch froh, sauber und frisch geduscht ins Bett gehen zu können.

Gut übrigens auch, dass wir schon gegessen hatten, da es hier weit und breit keine Möglichkeit gab, etwas zu essen zu kaufen. Obwohl wir noch immer hungrig waren, sind wir früh schlafen gegangen und haben den Geräuschen des Regenwalds zugehört. Das ist wirklich schön und manchmal sogar lustig, da es hier eine Vogelart gibt, die ein beschleunigendes Motorrad imitiert und am Ende dann einem hübschen Mädchen hinterherpfeift. Mit diesem Gesang sind wir eingeschlafen und am nächsten Morgen wieder aufgewacht. Wir schlafen sehr gerne im Dschungel, solange wir uns vor Moskitos und anderen kriechenden Tieren schützen können und nachts nicht raus müssen. Der Sicherheitsmann warnte uns vor Schlangen und Skorpionen und grundsätzlich immer hinzuschauen, wohin wir treten!

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Zum Glück hatten wir am Tag zuvor Rosinenbrötchen in Thailand gekauft und damit gab es zumindest für unsere Verhältnisse ein sehr kleines Frühstück. Gut auch, dass Johan endlich unseren Kocher repariert bekommen hat, der bereits seit zwei Tagen nicht mehr funktionierte, damit konnten wir dann auch unseren Kaffee- und Teedurst löschen. Und da Johan schon in Reparierlaune war, durfte er auch gleich einen weiteren Platten an meinem Rad reparieren. Nun konnten wir uns endlich auf den Weg machen. Da wir mittlerweile schon wieder hungrig waren hielten wir an der Tankstelle vor dem Berg, um Chips, Nüsse und Ananassaft zu verdrücken. Mit Sicherheit nicht die gesündeste Wahl, aber was anderes war nicht zu kriegen. Und den bevorstehenden Berg hätten wir hungrig definitiv nicht geschafft.

Still smiling right before the climb - but what does the sign tell us?

Noch lacht er, so kurz vor dem Berg, aber was bitte sagt uns das Schild?

Der Anstieg war nur 2,5 km lang aber so schwer, dass wir mehrmals anhalten mussten, um wieder normal atmen zu können. Wieder einmal mussten wir feststellen, dass wir mittlerweile viel zu viel Gepäck mit uns herumschleppen und stellten uns ernsthaft die Frage, wie wir damit richtige Berge hochkommen sollten. Armbändchen verkaufen war die Lösung, und zwar so schnell und so viele wie möglich. Während wir langsam den Berg hoch strampelten konnten wir die schöne Landschaft nicht wirklich genießen: noch immer radelten wir durch dicken Dschungel, Insekten zirpten, Vögel zwitscherten für uns (oder trotz uns?) und die Straße wand sich serpentinenartig und steil nach oben. Und endlich oben angekommen hatten wir einen wunderschönen Blick über das Tal mit Karstfelsen, die eigentümlich aus der Ebene wuchsen. Absolut traumhaft!

Nach unten radeln war dann fast noch schlimmer als nach oben, da die Straße noch steiler verlief und es fühlte sich so an als säßen wir mit unseren Hintern höher als mit unseren Köpfen. Den Rest des Tages verbrachten wir auf landschaftlich schönen und hügeligen Straßen. Meist radelten wir durch Wälder oder an Reisfeldern vorbei. Noch einen Tag Radeln und dann hieß es endlich wieder pausieren. Das wurde auch allmählich Zeit, unsere Hintern waren mittlerweile wieder ganz schön wund und schmerzhaft.

Happy again on the downhill!

Abwärts und glücklich!

Leaving Kangar on our third day in Malaysia

Abfahrt von Hangar am dritten Tag in Malaysia

Radfahren in Malaysia ist leider nicht so einfach wie in Thailand, da größere Straßen meist keinen Seitenstreifen haben und der Verkehr dicht und schnell ist. Auf dem Weg nach Alor Setar wurde uns der Verkehr zu viel und wir haben uns für einen Umweg am Meer entlang entschieden und sind nach Kompass und nicht nach Karte gefahren. Ein großer Umweg zwar, dafür aber viel schöner: endlich kaum noch Autos und landschaftlich schöne Wege.

Scenic quiet countryside

Ruhiges und schönes Landleben

Da wir früh in Alor Setar angekommen sind, haben wir uns erst einmal die Stadt angeschaut, unsere ’Hausaufgaben’ erledigt und freuten uns vor allem auf einen Tag ohne Fahrrad. Der nächste Tag sollte dann auch wieder ein Glückstag werden. Da wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten bereits am Vortag besichtigt hatten, wollten wir in unserem Hotel bleiben, um einige Internetdinge zu erledigen. In der Stadt wurde noch immer das Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert und die Moschee um die Ecke bat Essen für Nix und für Jeden an. Da wollten wir natürlich nicht fehlen und haben uns gegen Mittag in das Getümmel gestürzt. Wir waren leider nicht die einzigen und da wir mittlerweile wissen, wie man sich asiatisch anstellt, bekamen wir auch recht schnell, recht viel zu essen. Gut gesättigt quetschten wir uns durch die Menschenmassen und liefen zufällig an einem VIP-Zelt vorbei. Ein netter Mann sprach uns an und lud uns direkt zum Essen ein. Jetzt gab es richtig gute Speisen inklusive Lamm und Nachspeisen und vielen anderen Leckereien. Wir aßen bis zum Platzen und wir hätten sicher eine riesen Schweinerei hinterlassen, aber es war trotzdem nett und zumindest konnten wir herausfinden, dass sich in dem Zelt die gesamte Führungsebene der Stadt eingefunden hatte.

The beautiful mosque in Alor Setar

Moschee in Alor Setar

The big feast

Das große Fressen

Are we a little underdressed?

Sind wir ‘under-dressed’?

Obwohl wir mindestens das Dreifache unseres normalen Mittagessens konsumiert hatten, haben wir uns nicht direkt ins Bett gelegt, sondern haben tapfer an unseren in den letzten Tagen vernachlässigten Dingen gearbeitet. Und Johan durfte zur Abwechslung mal wieder einen Platten reparieren.

Der nächste Tag sollte einer der Schönsten in Malaysia werden. Fast den ganzen Tag sind wir am Meer entlang gefahren, auf sehr kleinen Straßen oder Sandwegen, an alten Holzbauernhäusern vorbei und durch Fischerdörfer. Gegen 11 Uhr, wenn wir normalerweise unser zweites Frühstück zu uns nehmen, hielten uns zwei Männer an, da sie von uns ein Photo machen wollten. Wir unterhielten uns ein wenig mit den beiden und nach kurzer Zeit luden sie uns ein zu Orangensaft und selbstgemachten Keksen. Was uns hier an Malaysia besonders gut gefällt ist die Tatsache, dass hier fast jeder relativ gut Englisch spricht und wir uns wieder richtig unterhalten können. Dadurch fühlen wir uns den Menschen hier viel näher als in anderen Teilen der Welt, da wir Fragen stellen können und die Kultur richtig mitbekommen.

Enjoying Malaysian hospitality

Wir genießen malaysische Gastfreundschaft

Eine halbe Stunde später haben wir uns wieder auf die Räder geschwungen um nach ca. einer Stunde an einem kleinen Restaurant anzuhalten: Zeit für’s Mittagessen! Uns wurden drei verschiedene Gerichte serviert: Fisch-Curry, Hühnchen-Curry und Gemüse, dazu gab es den obligatorischen Reis und einen riesigen Teller mit verschiedenen Kuchen. Zum Trinken wurde super-süßer Eistee serviert, selbst Johan fand ihn ungenießbar. Ein weiteres Essgelage und wenn das hier so weitergeht, werden wir mit Sicherheit ein Paar Kilos zunehmen. Als wir dann zahlen wollten, wurde uns mitgeteilt, dass hier noch immer gefeiert werde und das Essen sei heute umsonst. Was für ein Glück wir auch immer wieder haben! Wir haben uns herzlich bedankt, machten noch ein Paar Fotos und sind dann mit schweren Beinen und dicken Bäuchen weitergeradelt. Ehrlich gesagt ist es nicht besonders schlau, so viel zu essen, wenn man noch für Stunden auf hügeligen und sehr heißen Straßen radeln muss. Da wir mal wieder so überfressen waren, haben wir früher angehalten und sind nicht direkt nach Georgetown geradelt. Die letzten 45km haben wir am nächsten Morgen zurückgelegt, sind mit der Autofähre nach Penang übergesetzt, haben uns eine billige Unterkunft gesucht und freuten uns auf ein Paar schöne Tage auf der Insel.

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The second feast

Nach dem zweiten ‘großen Fressen’

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Getting ready for Merdeka, Malaysia's independence day.

Dekoration für Merdeka, Malaysias Unabhängigkeitstag

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Johan's new business

Johan hat investiert…

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Geradelte Kilometer:

19. August, Khuan Ru (Thailand) – Taleban (Malaysia): 81km
20. August, Taleban – Kangar: 38km
21. August, Kangar – Alor Setar: 48km
22. August, restday in Alor Setar
23. August, Alor Setar – Shugai Petani: 89km
24. August, Shugai Petani – Georgetown: 45km

Gesamtdistanz: 15.464 km und davon 2.657km in Thailand und 222km in Malaysia

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