16. – 28. Dezember 2013 – In Melbourne haben wir uns zwei Tage ausgeruht, bevor wir uns wieder auf den Weg in Richtung Great Ocean Road machten, die angeblich eine der schönsten und spektakulärsten Küstenstraßen der Welt sein soll. Wir fuhren an einem perfekten Tag los: Sonnenschein, nicht zu heiß, wenig Wind und immer Fahrradwege durch die Stadt, dann an Stränden entlang und später durch Feuchtgebiete. An diesem Abend haben wir neben einem Fußballfeld gezeltet, da die Campingplätze zu teuer waren. Leider befanden wir uns mitten in der Hochsaison und Campingplätze verlangten bis zu 75$ für einen kleinen Platz ohne Strom. Viel zu viel Geld für zwei Langzeitradler, mehr als 35$ ist für uns nicht drin.
Der nächste Tag sollte für uns der heißeste in Australien werden. Um 10 Uhr waren es bereits 30 Grad Celsius und um 11 Uhr 40 Grad! Dazu wehte ein heißer Wind und wir erfuhren später, dass dieser Wind bis zu 45 Grad heiß wird. Die Hitze hat uns ziemlich zu schaffen gemacht und wir haben mittags lange pausiert, um uns ein bisschen zu erholen. Leider schafften wir es an diesem Tag nicht bis an die Küste, wir waren zu erschöpft. Wir freuten uns umso mehr auf einen Strandtag am nächsten Tag. Aber wie so oft kam alles anders als geplant oder erwartet. Am nächsten Tag fiel die Temperatur um 20 Grad und gegen später regnete es wieder. Und mehr Regen am nächsten Tag, unserem Ruhetag. Es fing genau dann an zu regnen, als wir mit unseren Rädern am Strand entlang fahren wollten. Wir machten direkt kehrt und haben den Rest des Tages in der warmen und trockenen Camp-Küche verbracht.
In den nächsten Tagen war das Wetter nicht viel besser, trotzdem hatten wir viele tolle Ausblicke auf fantastische Landschaften und das Radeln hat wieder richtig Spaß gemacht mit dem Meer auf der linken Seite und den Bergen auf der rechten. Der Verkehr war trotz Ferien auch noch zu ertragen. Als dann endlich das Wetter besser wurde, wurden wir von Buschfliegen geplagt. Diese Teufel schwirrten wie wahnsinnig um unsere Köpfe und setzten sich mit Vorliebe auf unsere Brillen, den Mund, in unsere Ohren und Nasen und auf unser Essen. Diese Viecher sind schlimmer als Regen und Gegenwind, wirklich wahr.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch genug von all den Kommentaren, die wir bekamen. Andauernd mussten wir hören, dass es normalerweise viel wärmer, viel trockener, viel stabiler und eigentlich sowieso viel schöneres Wetter ist. Und die Fliegen kamen gerade erst raus. Ja, ja, mal wieder ist alles so anders, wenn wir irgendwo sind. Um ehrlich zu sein, glauben wir hier keinem mehr und gehen eher davon aus, dass die Wetterkapriolen hier ganz normal sind. Und von den Fliegen haben wir von anderen Radfahrern gehört.
Wir haben entlang der Great Ocean Road oft auf kostenlosen Campingplätzen ohne sanitäre Anlagen übernachtet und freuten uns dann immer sehr auf richtige Duschen und Möglichkeiten, unsere Klamotten zu waschen. Eines nachts auf einem dieser besagten Campingplätze hörte ich komische Grunzgeräusche, die immer näher kamen. Ich dachte zuerst, dass es sich um Wildschweine handelte (obwohl ich eigentlich davon ausging, dass es die hier gar nicht gibt). Da mir das ein bisschen unheimlich war, habe ich Johan aufgeweckt, der nichts hörte, sich umdrehte und weiter schlief. Ich blieb fast die ganze Nacht wach, da die Geräusche nicht aufhörten und ein Paar Tage später erfuhren wir, dass ich Koalas gehört habe!
Je länger wir radelten umso schöner und spektakulärer wurde die Landschaft. Die meiste Zeit fuhren wir auf leicht hügeligen Straßen, manchmal auf Seeebene und manchmal 100m über dem Meer. Wir mussten auch über zwei ziemlich ätzende Berge fahren. Den ersten Berg bezwungen wir am frühen Abend nach dem Abendessen, da wir nicht allzu schwere Steigungen erwarteten. Leider kam es mal wieder anders. Zur Belohnung sahen wir die ersten Koalas, zelteten auf einem super schönen Campingplatz, wo wir am nächsten Morgen noch mehr Koalas sahen. Der Preis dafür waren Regen, Kälte, schweres Radeln mit sehr steilen Anstiegen (wir mussten einmal sogar unsere Räder hochschieben) und keine Duschen.
Auch das haben wir überlebt und fuhren nach dem Frühstück und einer heißen Tasse Kaffee, die uns von unseren deutschen Nachbarn serviert wurde, weiter. Nochmals 15km nach oben, nochmals sehr steil, wieder durch langweiligen Wald und mal wieder gegen den Wind begleitet von tausenden unliebsamen fetten Fliegen. Selbst als wir endlich die Bergspitze auf 490m erreicht hatten (ja, ja, ich weiß, eine lächerliche Höhe) mussten wir mehr als eine Stunde radeln, bevor es richtig nach unten ging. Wir mussten immer noch hoch und runter und hoch und runter fahren und zum ersten Mal hatte ich so überhaupt keine Lust mehr auf Fahrrad fahren. Ganz ehrlich! Aber irgend jemand hatte mal wieder Mitleid mit uns, da es später richtig schönes Wetter wurde und wir Princetown, ein kleines idyllisches Dorf mit Campingplatz, Pub und Laden fanden, wo wir alles bekamen, was wir in den nächsten Tagen so brauchten. Diesen Abend, es war übrigens an Heiligabend, gönnten wir uns drei Flaschen Cider zusammen und freuten uns über unser Glück. Am nächsten Tag machten wir einen Strandspaziergang und haben nachmittags Berti und Berend getroffen, zwei holländische Radler Anfang 60 und haben den restlichen Tag mit ihnen verbracht. Zwei Tage vor uns fliegen sie nach Neuseeland und wir hoffen, sie dort wiederzutreffen.
Und dann kam wohl der spektakulärste Teil der Küste, die Zwölf Apostel. Wir mussten alle Paar Hundert Meter anhalten, um Fotos zu machen und die tolle Küste zu bewundern. An diesem Morgen sind wir nicht wirklich schnell vorangekommen. Es wurde ziemlich spät, unsere Mägen fingen an zu grummeln als ein Mann neben Johan anhielt und fragte, ob wir schon eine Bleibe hätten. Als Johan verneinte, lud er uns ein, bei ihm im Garten zu zelten. Zum Abendessen hat er uns auch gleich eingeladen. Nach einem netten Abend mit Johns Familie fuhren wir am nächsten Morgen mit Dosenfutter und 12 Eiern von Johns Hühnern weiter. Wieder einmal waren wir völlig baff von so viel Freundlichkeit und Offenheit gegenüber Fremden.
In Warrnambool haben wir wieder einen Tag geruht bevor wir uns in Richtung Grampians National Park und die Goldfelder im Landesinneren aufmachten.
Geradelte Kilometer:
18. Dezember, Melbourne – Werribee, 61km
19. Dezember, Werribee – Geelong, 65km
20. Dezember, Geelong – Torquay, 31km
21. Dezember – Ruhetag
22. Dezember, Torquay – Jamieson Creek, 60km
23. Dezember, Jamieson Creek – Glenaire, 64km
24. Dezember, Glenaire – Princetown, 54km
25. Dezember – restday
26. Dezember, Princetown – Allansford, 83km
27. Dezember, Allansford – Warrnambool, 20km
28. Dezember – restday, 5km
Gesamtdistanz: 19.459km, davon 1,709km in Australien